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Die CSU Fraktion im bayerischen Landtag

Vom Landwirt zum Haushaltsexperten

Kurt Eckstein zieht nach 23-jähriger Abgeordnetentätigkeit Bilanz – Seit dem
7. Oktober ist der CSU-Politiker Abgeordneter a.D.

Hegnenberg – Über zwei Jahrzehnte war Kurt Eckstein (66) für die CSU im Bayerischen Landtag. Als Haushaltsexperte von seinen Kollegen hochgeschätzt, vom politischen Gegner manchmal unterschätzt, freut sich der gelernte Landwirt jetzt darauf, endlich kürzer treten zu können.

Kurt Eckstein lehnt sich in seinem Sofa gemütlich zurück. Nach 23 Jahren im Maximilianeum ist jetzt Schluss mit der aktiven Landespolitik, seit dem 7. Oktober unterzeichnet er seine Briefe mit Landtagsabgeordneter a.D. - außer Dienst. In der Kommunal- und Landkreispolitik allerdings bleibt er aktiv. Hier engagiert sich der gelernte Landwirt weiter im Altdorfer Stadtrat und im Kreistag. Politik ist schließlich Teil seines Lebens, ganz aufzuhören kam für ihn deshalb nicht infrage. Dabei ist Kurt Eckstein nicht der Karriere-Politiker, der von Posten zu Posten aufsteigt. Eigentlich hatte er einmal eine ganz andere Karriere angepeilt: „Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands – das wollte ich mal werden.“ Er ist es seinerzeit nicht geworden, weil er für die CSU 1990 in den Landtag einzog und dann zwei Jahre später „schweren Herzens“, wie er heute sagt, auf den Posten verzichten musste, als Loni Zimmermann als BBV-Obmann abtrat. Er blieb dann aber über 30 Jahre BBV-Vize im Landkreis, zuerst neben Helmut Schmidt, dann neben Günther Felßner.

Als Mitglied des Haushaltsausschusses im Landtag trug der Hegnenberger über viele Jahre direkte Verantwortung in der Bayerischen Finanzpolitik. Seine Kollegen schätzten seine Erfahrungen, die schließlich so viel Gewicht hatten, dass man ihm in seiner letzten Legislaturperiode den Ausschuss-Vorsitz antrug. Den allerdings lehnte Kurt Eckstein ab. Was mit Bescheidenheit, aber auch klarer und ehrlicher Selbsteinschätzung zusammenhängt: „Ich hätte mich in unglaublich viele Details ganz neu einarbeiten müssen, Beamtenrecht usw., da kenne ich mich nicht sehr gut aus.“ Er blieb also einfaches Ausschussmitglied, blieb lieber in der zweiten Reihe und ließ den Vortritt anderen. Einen Posten jedoch hätte er sicher direkt übernommen, wäre er denn an ihn herangetragen worden: Landwirtschaftsminister in Bayern. Weil die Landwirtschaft sein ureigenstes Metier ist.

Treffen am Fax-Gerät

Apropos anderen den Vortritt lassen: Eckstein erinnert sich gerne zurück an seine gute Zusammenarbeit mit Dr. Helmut Ritzer von der SPD, der mit ihm zusammen die Interessen des Nürnberger Landes in München vertrat. Ritzer war schon erfahrener Abgeordneter, als Eckstein 1990 in den Landtag kam. Damals gab es einen sportlichen Wettbewerb, welcher Abgeordnete als erster die aktuellen Schlüsselzuweisungen an die Presse weitergeben konnte. Bei seinem ersten Übermittlungsversuch traf Eckstein Ritzer am Faxgerät, als dieser gerade die aktuellen Zahlen durchfaxen wollte. Die beiden haben dann gemeinsam ihre Unterschrift unter die Zahlen gesetzt und den Wettbewerb damit beendet. Als Ritzer im folgenden Jahr dienstlich verhindert war, hat Eckstein die Schlüsselzuweisungen schließlich „auch im Namen meines Kollegen Dr. Helmut Ritzer“ an die Presse gegeben. Seitdem duzen sich die beiden.

Mit Dr. Thomas Beyer war das Verhältnis ebenfalls entspannt. Eckstein und Beyer konnten gut miteinander, auch wenn sich der Hegnenberger das eine oder andere Mal über die Pressemitteilungen seines Kollegen von der SPD ärgerte. Freundschaftlich verbunden war Eckstein auch mit dem vor drei Jahren an Krebs verstorbenen Sepp Daxenberger, dem damaligen Fraktionsvorsitzenden der Landtags-Grünen, mit dem er gerne landwirtschaftliche Themen diskutierte.

Bis zu seinem Eintritt in den Landtag war Kurt Eckstein Vollerwerbslandwirt und hat über Jahre als nebenamtlicher Berufsschullehrer Landwirte ausgebildet. Dass er politisches Geschick hat, erkannten schon früh der Altdorfer Bürgermeister Friedel Weißkopf, Andreas Laus als Fraktionschef der Landkreis-CSU und Landrat Klaus Hartmann. „Das waren meine Mentoren“, betont Kurt Eckstein. Die drei inzwischen verstorbenen Politiker förderten und unterstützten den Landwirt aus Hegnenberg, der 1986 für die CSU in den Bezirkstag einzog, bevor er vier Jahre später in den Landtag kam.


Im Gespräch mit Schülern der Realschule Röthenbach im Zuge der Wanderausstellung "Der Bayerische Landtag"

Max Streibls Rücktritt nach der Amigo-Affäre ist ihm noch in guter Erinnerung, ebenso wie Edmund Stoibers schwieriger Anfang 1992, nach monatelangen Querelen mit Theo Waigel. Als Stoiber dann 1994 seine erste Landtagswahl zu bestreiten hat, wirkt im Vorfeld beides nach: Amigo und Streit innerhalb der CSU. Das sorgte zunächst für bescheidene Umfrage-Ergebnisse, doch am Ende stand dann wieder die absolute Mehrheit.

Das politisch schwerste Jahr war in der Rückschau wahrscheinlich 2008, als die CSU von einem Superergebnis zurückgestutzt wurde, die absolute Mehrheit verlor und mit der FDP koalieren musste.

„Ich war ein Stoiber-Fan“

„Ich war von Beginn an ein Stoiber-Fan“, sagt Eckstein heute. Der damalige Ministerpräsident hat ihn auch in seinem Heimatwahlkreis mit seinem Besuch im Wahlkampf unterstützt, ihn und den damaligen Bürgermeisterkandidaten Horst Müller. Zum „Chef“ also hatte Eckstein einen recht guten Draht. „Bis auf Stoibers letztes Jahr“, erinnert er sich. Da sei vieles falsch gelaufen.


2007 mit Ministerpräsident Edmund Stoiber bei der Verleihung des Bayerischen Verdienstorden

Die Pauli-Affäre war dann nur noch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Vorher gab es Stoibers Flucht aus Berlin und seine Rückkehr nach Bayern, nachdem er sich in der Bundeshauptstadt bereits ein Superministerium gezimmert hatte.

Im Freistaat verstanden viele die Welt nicht mehr. „Und ich habe nicht verstanden, wie Stoiber sich dann gegen Huber und Beckstein positionieren konnte“, sagt Eckstein.

Sein Verhältnis zur FDP? Der Hegnenberger zuckt mit den Achseln. Klar, regieren ohne Koalitionspartner ist einfacher.

Die ehemalige FDP-Staatssekretärin Katja Hessel jedenfalls kennt er schon lange, hat mit ihr über Jahre zusammen im Kreistag in Lauf gesessen. Allerdings hat sie ihm manchmal leid getan, wenn sie Wirtschaftsminister Zeil im Plenum vertreten und sich ständiger Zwischenrufe erwehren musste. Wer da nicht schlagfertig ist, geht unter.

Seit 16. Lebensjahr in der Politik

Seit seinem 16. Lebensjahr macht Kurt Eckstein Politik, war im Pühlheimer Gemeinderat, hat 1972 in Altdorf zusammen mit Johann Pöllot und Erich Odörfer die Junge Union gegründet und ist bis heute im Stadtrat und im Kreistag. „Politik ist ein Teil meines Lebens“, sagt er dazu.

Vor vier Jahren stand dieses Leben plötzlich auf dem Kopf: Bei einer Routine-Untersuchung diagnostizierte man bei ihm Darmkrebs. „Auf einmal habe ich gesehen, dass es viel wichtigere Dinge gibt als die Politik“, sagt der scheidende Landtagsabgeordnete heute. Chemotherapie, Bestrahlung und Operation folgten 2009, ein Blick in den Abgrund. Nach achtmonatiger Abstinenz war Eckstein in München dann wieder an Bord. „Und bis heute habe ich lediglich drei Tage gefehlt“, betont er, als müsse man die lange Abwesenheit wegen der Krebserkrankung irgendwie wieder gut machen. Dabei waren die drei Tage Abwesenheit in München ohnehin dienstlich bedingt.

Wenn er noch einmal von vorn anfangen dürfte, was würde er dann anders machen? „Dann würde ich der Familie und Freunden etwas mehr Zeit einräumen.“ Überhaupt die Familie: Ohne deren Rückhalt hätte er nicht oder nur sehr schwer seinen Weg gehen können. Seine Frau, mit der er seit 40 Jahren verheiratet ist, hat ihn immer unterstützt. Und seine drei Kinder machen ihm Freude, auch wenn sie nicht in der Politik engagiert sind. Sein Sohn ist promovierter Physiker, eine Tochter promovierte Chemikerin, die zweite Tochter im Management von Hugo Boss.


Bei Ehefrau Lina, mit der er seit 40 Jahren verheiratet ist, fand Kurt Eckstein immer den nötigen Rückhalt

In seinem Sofa, dem jetzt aufgeräumten Schreibtisch im Büro gegenüber, lehnt er sich noch einmal zurück. Kurt Eckstein ist zufrieden, nicht selbstzufrieden, sondern mit sich im Reinen.

Der Bayerische Rundfunk hat ihn kürzlich gefragt, was sein schönster Moment als Politiker gewesen sei. Seine Antwort: „Wenn ich einem Bürger oder einer Kommune helfen konnte - das waren die schönsten Momente.“